Billig-Discounter auf der grünen Wiese oder Einkaufsmarkt in der Ortsmitte?
Bürgerbefragung im Bauausschuss abgelehnt
Der Bürgermeister will grünes Licht für einen neuen Einkaufsmarkt (Netto-Markt) zwischen Hähnlein und Sandwiese. Dieser soll auf dem freien Feld, An der Quelllache 1-5, am Anfang des Wegs zur Kompostieranlage entstehen. Ein Antrag der IUHAS für die Erörterung eines alternativen Standorts in Hähnlein und eine Bürgerbefragung dazu wurde von der CDU und den Freien Wählern im Ausschuss für Bauen, Planung, Umwelt und Ortsentwicklung (BPUO) abgelehnt. Die letztendliche Abstimmung darüber soll in der Sitzung der Gemeindevertretung am 8. Dezember fallen. Wir meinen, es besteht kein Eilbedarf. Die viel beschworene Bürgerbeteiligung und Transparenz der Entscheidungen muss Vorrang haben.
Nun ist der Bedarf für eine weitere Einkaufsmöglichkeit für den täglichen Bedarf in Hähnlein nicht von der Hand zu weisen. Auch die IUHAS ist in der Vergangenheit dafür eingetreten, die Einkaufsmöglichkeiten zu verbessern. Wir haben für die Direktvermarkter vor Ort und einen Bauernmarkt geworben. Im Gespräch war auch das alte Feuerwehrgerätehaus in Hähnlein. Die Lebensmittelkette Tegut hatte Interesse daran und ist aktuell weiter daran interessiert (!), dort mit der Unterstützung der Gemeinde einen Markt mit einem angepassten Angebot zu errichten. Das hätte auch der Bürgermeister durch einen Anruf bei Tegut in Erfahrung bringen können. Es gibt also eine Alternative, die zumindest in den Gremien geprüft werden muss.
Wir sagen:
"JA zum Einkaufen im Ort & Belebung der Ortsmitte, kein Billig-Discounter auf der grünen Wiese"
- Ja zur NAHversorgung in Hähnlein
- Ja zu einer lebendigen Ortsmitte Hähnlein:
- Ja zur Förderung und Entwicklung von Einkaufsmöglichkeiten im Ort
- Ja zur Stärkung des Ortszentrums als ökonomischem und sozialem Mittelpunkt
- Ja zur Vermeidung von leerstehenden Gebäuden im Ortskern
- Ja zur Nutzung vorhandener Flächen im Ort
- Ja zum Einkaufen ohne Auto
Es soll eine (vermeintlich) schnelle Lösungen (Wahlversprechen des BMs) ohne hinreichende Prüfung der Alternativen einer nachhaltigen Ortsentwicklung (ökonomisch, ökologisch, sozial) „durchgedrückt“ werden.
Was spricht für einen Markt mitten in Hähnlein? Seit Jahren (Jahrzehnten) wird um die Gestaltung des Marktplatzes in Hähnlein gerungen. Die Ortsmitte soll belebt werden. Das ist gut so! Ein Einkaufsmarkt ist ein gutes Mittel dazu. Das Feuerwehrgebäude bliebe erhalten, was vielen Hähnleinern aus Gründen der Tradition wichtig ist. Einkaufswege würden kürzer, Fahrten (nicht alle) mit dem Auto könnten vermieden werden. Der Markt wäre im Ort fußläufig erreichbar. Das ist nicht ganz unwichtig für ältere Menschen, Kinder und solche, die kein Auto zur Verfügung haben. Keine weitere Naturfläche würde versiegelt. Aus dem neuen Baugebiet in Hähnlein ist zusätzliche Kundschaft zu erwarten.
Dagegen würde für einen Supermarkt zwischen Hähnlein und Sandwiese Ackerland vernichtet. Was hat das mit dem Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsplan der Gemeinde zu tun? Für uns ist der Plan kein Lippenbekenntnis!
Ein Supermarkt am Ortsrand und die Dorferneuerungsvorhaben (Marktplatz/Neubaugebiet) widersprechen sich. Die Zersiedelung der Landschaft, im Ried z.B. mit den Logistikzentren, muss von uns doch nicht auch noch betrieben werden.
Alsbach-Hähnlein ist auf unseren Antrag hin dem Netzwerk "Hessen aktiv: Die Klimakommunen" unserer Landeregierung beigetreten (siehe Beitrag vom 1.9.). Dieser wurde nach einer Präsentation eines Vertreters der Landesenergieagentur Hessen und einem anschließenden Plädoyer von Bürgermeister Bubenzer für den Beitritt fast einstimmig angenommen. Dem müssen in dieser Zielrichtung aber auch Taten folgen. Eine weitere Bodenversiegelung ist nicht der richtige Weg.
Dass an der geplanten Stelle von Hähnlein oder der Sandwiese aus in nenneswertem Maße zu Fuß einkauft werden würde, ist eine Illusion. Und: Wer holt schon den Wasserkasten mit dem Fahhrad? Von der Sandwiese aus wäre der Einkaufsmarkt etwa so weit entfernt, wie die Märkte in der Pfarrtanne. Dort gibt es für jeden Bedarf und Geldbeutel genügend Märkte. Was fehlt ist eine Ergänzung zu den Angeboten der Direktvermarkter in der Ortsmitte von Hähnlein.
Fördermöglichkeiten werden vertan: Im Jahr 2017 hat die hessische Landesregierung einen Leitfaden „Nachhaltige Innenentwicklung für Wohnungsbau“ veröffentlicht, der das Ziel hat, das Baugeschehen zugunsten einer effizienten und nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und dem Schutz bisher unbebauter Flächen im Außenbereich so weit wie möglich auf den Innenbereich der Städte und Gemeinden zu konzentrieren.
Mit der Novelle des Baugesetzbuches 2013 wurde der Grundsatz des Vorrangs der Innenentwicklung als allgemeines Ziel der Bauleitplanung formuliert.